Über die heutige Forenkultur...
Einst ward ich aus weichem Ton erschaffen
formbar, kantenlos und ohne Feuer
transformiert durch 's Leben
nutz ich nun manch Wort' als Waffen
bis ich zu dem wurd, was ich heute bin
ein Ungeheuer
Wut und Ohnmacht
brannten mich zur jetzigen Gestalt
Alles ist verloren, einsam
kalt
Mein Spiegelbild, es ist verzerrt
den Golem in mir seh ich nicht
alles um mich scheint abzuwarten
bis es mich erwischt
und dann verscharrt in neuem Lehm
verwes ich, irgendwo im Garten.
Ich bin kein Troll
will nicht ärgern oder provozieren
nur der Welt beweisen - voller Hohn
wie krank sie sei und ich es weiss
Verachtung ist meiner Arbeit Lohn
Anerkennung auf Geheiss
Doch bis sie mich haben mach ich weiter
streife ziellos durch die Welt
dunkel, leer und digital
zu träg um auf die Strass zu gehn
Alles brennt, ganz infernal
ich kann es auch von hier aus sehn
Wie die Welt zu Grunde geht
Verzweifelt, ohne Hoffnung
täglich, laufend, stet
auf das der Tag bald kommen mag
wo sich alle, die so sind wie ich
die bis anhin leise ihre Botschaft brüllen
digital und zahllos überall
demnächst hasserfüllt erheben mögen
Auf der Strasse seh ich dann mein Gegenüber
mit Schildern, Knüppeln und Gewehren
jeder schreit und niemand hört mehr hin
so hat doch jeder Anrecht
auf Leben und nach Sinn
Doch nutzen wird es nicht
zu sehr der Lehm schon festgebrannt
als das wir uns noch ändern könnten
aus der starren Dunkelheit
hin zu Hoffnung,
hin zum Licht.
Denn ich bin der Golem!
Lauernd, unbelehrbar, ohne Ruh
doch ich bin nicht allein,
denn der Golem...
... bist auch du.