State of play / Teil 1 & 2

Gruppenphase der Nationalmannschaft Schweiz / Hattrick.org

Kampagne von 2013 - Neuauflage

Das Erwachen

Träge Dunkelheit legte sich an diesem Winterabend über das Land. Doch an einem Ort, umgebend von weit auseinanderliegenden Strassenlaternen und Finsternis, leuchtete ein schwacher Lichtschein in die Nacht.

Die Qualifikation war geschafft! Die Truppe um Torki feierte das Weiterkommen in einer abgeschiedenen Gartenlaube, ausserhalb eines namenlosen Dorfes. Nur ein übergrosser Stromgenerator summte gleichmässig in die Stille des Waldes hinaus.

Neben der Feier zum Weiterkommen war geplant, ein neues Superassistenzprogramm zur Berechnung von Aufstellungen einzuweihen. Die Arbeiten hatten Monate gedauert, aber die Testergebnisse weckten enorme Erwartungen. Eine direkte Verbindung zu allen Datenbanken... deren Werte zusammengefasst in einer einzigen Anwendung verfügbar sind.

Die Schweiz sollte in dieser Nacht der erste Atomstaat unter den Hattricknationen werden... unbesiegbar... unaufhaltsam... graus... äh... gnadenvoll!

Die Weinflaschen lagen bereits überall verstreut auf den Tischen herum, als Torkelherr seine Ansprache an die Mitstreiter richtete.


Seine Rede war richtiggehend inspirierend, sofern man unter dem Gelalle etwas verstehen konnte. Ausserdem drückte er sein Bedauern aus, dass der allseits beliebte und gutaussehende Redenschreiber aufgrund eines Wildwechselunfalls nicht anwesend sein konnte.

Anschliessend versammelten sich alle vor dem Laptop um den grossen Sprung zu wagen.


Als Torki auf dem Bildschirm das Superdupertroll.exe-Icon anklickte, fing die Erde leicht unter dem Dröhnen der hochfahrenden Generatoren an zu vibrieren.

15%

Gespannte Ruhe lag im gut geheizten Raum, als sich der Ladebalken langsam gegen Rechts wandte. Unterdessen verteilte man gefüllte Sektgläser...

55%

Draussen kam derweil ein starker Wind auf. Der gerade noch sternenklare Nachthimmel füllte sich mit dunklen Sturmwolken und immer stärker leuchtende Blitze fuhren hernieder.
Die Ländlermusik in der Hütte übertönte das stetig lauter werdende Donnern jedoch vorerst.

95%

Drinnen stimmte ein Idiot ein langsam erhöhtes "Ooooohhhhh..." an, indem er sein Glas langsam von unten nach oben hob. Draussen tobte ein Orkan!

100%

Ein heller Lichtblitz liess die gesamte Gegend für einen kurzen Augenblick in Tageslicht erleuchten. Danach, Schwärze!

Das "Ooooohhhhh...." in der Hütte brach aprupt ab, ein Raunen ging durch den Raum. Draussen röchelten die Generatoren vor sich hin, während der Computer als einzige Lichtquelle die Gesichter der Anwesenden in glänzendes blau tauchte.

Bereits gab es die ersten dummen Sprüche, als ein weiterer, aber diesmal feuerroter Lichtblitz aus der Laptopkamera die versammelte Mannschaft erfasste! Unfähig zu schreien oder sich zu bewegen, erstarrten Alle zu rot-umrandeten Salzsäulen. Auf ihren Körpern erschien ein mit Licht gezeichnetes Quadratmuster.

Ungläubig guckten die Anwesenden, als diese Quadrate eines nach dem Anderen verschwanden, und sie sich somit auflösten. Die Pupillen weiteten sich panisch!

Innert weniger Sekunden war der Spuk vorbei, die Hütte leer... der Computer strahlte derweil einsam sein blaues Licht in den verlassenen Raum...

Die Maus des Schicksals

Der allseits beliebte und gutaussehende Redenschreiber drückte auf's Gas. Wie immer viel zu spät, dauerte es wohl noch mehr als eine Stunde, bis er endlich am Ziel eintreffen sollte. Torkis Überraschung über die Verspätung würde sich in Grenzen halten, doch die Angst, dass bereits alle Twinkies gegessen sein sollten, trieb ihm Angstschweiss auf die Stirn.

Die Tage wurden wieder merklich kürzer. Auch jetzt schien um diese Uhrzeit das Sonnenlicht schon längst nicht mehr. Kalt und sternenklar schwebte die Nacht über dem schneeweissen Sportwagen, der wie auf Schienen die Strasse durch den Wald bewältigte.

Leichter Wind wehte vereinzelt Blätter und kleine Äste über die Strasse, deren Rand von braunem Schnee gesäumt war. Der Erfolgsmanager sang derweil bei allen möglichen Songs aus dem Radio mit.

Als er gerade "who let the dogs out" mitgröhlte, zuckte er zusammen. Eines der Blätter auf der Strasse hatte die Richtung geändert... gegen den Wind! Seine Augenlieder verengten sich... das was da auf ihn zukam hatte Ohren. Winzige, kleine Ohren!

Die eisige Strasse verunmöglichten ein waghalsiges Bremsmanöver - also "sanft" ausweichen!

Doch zu spät. Ein kleiner Rumpler beantwortete das hoffnungsvolle Lauschen. Langsam bremsend, fuhr er an den Strassenrand und blickte in den Rückspiegel. Kleine Ohren... struppiges, hellbraunes Fell... schwarze, winzige Knopfaugen... die ihn vor Sekunden mit einem verständnislosen Blick entgeistert entgegen starrten. Er konnte den Anblick fast nicht ertragen.

Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, rief er Torki an... die Sache mit den Twinkies schien hoffnungslos. Und Torkelherr schien tatsächlich nicht überrascht, das Gegröhle im Hintergrund liess das Telefonat aber kurz ausfallen.

Die grosse Kapuze seines fichtengrünen Parkas über den Kopf gezogen, lief er auf den kleinen Fleck auf der Strasse zu. Ein Fleck mit kleinen Ohren.


Je näher er kam, desto mehr erkannte man die Macht und Zerstörungskraft eines drei Jahre alten Michelin-Reifens.


Er spiegelte sich in den glänzenden, leblosen Augen des kleinen, deformierten Geschöpfs.

Danach prüfte er seinen rechten Vorderreifen auf etwaige Fellbüschel.

Ein kalter Luftstoss liess ihn nach oben blicken.


Über dem Horizont zogen sich Sturmwolken zusammen und die Sterne am Himmel schienen sich ängstlich hinter Wolkenfetzen zu verstecken.

Während er die dicke Jacke enger an sich zog, blickte er nochmals kurz auf den leblosen Körper und hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen.

Ein erneuter Luftstoss liess ihn frösteln. Diesmal klirrte die Luft beinahe vor Kälte und der Wind durchdrang alle Extremitäten... Ausnahmslos! Er schaute wieder nach oben, doch anstelle der Gewitterwolken waberte unweit vor ihm ein gewaltiges und blitzendes Ungetüm in einem tobenden Strudel durcheinander. Es wirkte, als ob dieser Zyklon das gesamte Licht der Umgebung in sich aufsog.

Der Pressesprecher zündete sich eine Zigarette an, um das Spektakel zu geniessen. Die flackernden Blitze, das tiefe Donnergrollen und der sich verwischende Nachthimmel boten eine grandiose Show. Er sah es als Abschiedsfeuerwerk für Mauseohr.

Irgendwo da hinten musste die Hütte stehen, dachte er sich, als er ein fernes, dumpfes Brummen wahrnahm. Ehe er sich darauf einen Reim machen konnte, verstummten alle Geräusche der gesamten Umgebung schlagartig!

Kurze Stille.

Bis ein Lichtblitz und ein darauf folgendes, hohen Zinnnggsssiiiiuuuuhhhhh die Stille zerriss.

Instinktiv riss er die Hand nach oben um die Augen zu schützen, doch es half nur wenig bis gar nichts. Dann wieder... Dunkelheit.